












PRESSE > der liebling
Berliner Morgenpost – 13. März 2025 – Katrin Pauly
Fiese Frauen im Sumpf der Intrigen: „Der Liebling“
Am Deutschen Theater inszeniert Anita Vulesica die bitterböse Satire von Svenja Viola Bungarten über eine Damenbindendynastie.
Nachtkritik – 13. März 2025 – Katrin Ullmann
Krawall im Tampon-Imperium
Achtung, anschnallen! Svenja Viola Bungarten legt den Turboschalter um und haut uns eine Wirtschaftssatire um die Ohren, bei der kein feministisches Auge trocken bleibt. Schon gar nicht in der Highspeed-Uraufführung von Anita Vulesica.
Sie koksen, trinken Flaschenbier und sind irrsinnig laut. Sie sind frauenfeindlich, egozentrisch und unberechenbar. Sie sind die CEOs zweier Hygienegiganten und sie sind Frauen.
Franka König und Bettina Fürstenberg heißen sie in Svenja Viola Bungartens jüngstem Stück. In messerscharfen Worten erzählt es davon, dass Machtmissbrauch nicht (nur) Männersache ist, dass Feminismus nicht automatisch Solidarität heißt, dass Tampons ein Kündigungsgrund sein können und Arbeitsrecht eh für'n Arsch ist. Es geht um Intrigen, Verrat und Kapital, um Neid, Wut und Schwerter. Es ist eine böse Satire über Frauen und Macht und was Macht mit Frauen macht. Mit dem harmlosen Titel "Der Liebling".
Tänzchen im Turbokapitalismus
Die Regisseurin Anita Vulesica hat den Text uraufgeführt, mit Fritzi Haberlandt als launischer Franka König und Abak Safaei-Rad als verdrogter Bettina Fürstenberg. Dazu gruppieren sich der ewig übergangene Junior (Frieder Langenberger als Karsten König), die waldbadende Tradwife Influencer-Tochter (Mareike Beykirch als Rebekka Fürstenberg) sowie die sisters in crime Luna und Mary Landt (Henni Jörissen und Katrijja Lehmann).
Inhaltlich geht's unter anderem um eine Sammelklage, eine abgeknickte Schauspielerinnenkarriere, eine mögliche Fusion zweier Tampon-Firmen und einige Generationenkonflikte. Außerdem um Ausbeutung, Kontrollverlust und impulsgesteuerte Beförderung. Kurz: turbokapitalistisches Business as usual.
Vulesica inszeniert den Text grell und überzeichnet und in irrwitzigem Tempo. Mit absurden Tanzeinlagen, offenen Schnittwunden und Blutfontänen (Video: Philip Hohenwarter). Überdreht rauschen die Spieler*innen durch ein angeknabbertes Edel-Entrée mit Chaiselongue und geschwungener Treppe (Bühne: Henrike Engels), bekriegen sich in den grandiosen Kostümen von Janina Brinkmann, die voller Anspielungen sind auf Sonnenkönige und solche, die es werden wollen. Geschickt charakterisiert Brinkmann die Figuren je nach Generation mit Rüstungselementen, ausladenden Kleidern und Barockfrisuren, positioniert sie im Trash-, Splatter- oder Historienfilm, zwischen Pop, Allonge-Perücken und "Der Teufel trägt Prada".
Social Media siegen im Schlachtgetümmel
Aus dem Auge des Wirbelsturms ragt eine grandios virtuose Fritzi Haberlandt heraus, deren Figur wie die der anderen auch bald im Chaos zahlloser Binnenkämpfe versinkt. Gruselig schnell geht ihnen allen im Schlachtgetümmel der Blick auf die Gefahr von rechts verloren. "Ihr seid over, Leute" pfeift Beykirchs deutschblonde Rebekka dann. Social Media und sie haben längst beide Firmen in der Hand. Ein fieser, fröhlicher Abend auf Speed, nein es war Koks, über die Abgründe der Macht. Danach braucht man erstmal ein Flaschenbier – das man natürlich irrsinnig laut bestellt.
Tagesspiegel – 16. März 2025 – Christine Wahl
„Ex“ und „Der Liebling“ im Deutschen Theater: Herrlich überdrehte Diskurse
Zwei neue Gegenwartsstücke: „Ex“ von Marius von Mayenburg in der Schaubühne und „Der Liebling“ von Svenja Viola Bungarten im Deutschen Theater.
Was hat sie bloß so ruiniert, die Ehe von Sibylle und Daniel? Kaum haben beide Partner in der Designsofalandschaft im Globe der Berliner Schaubühne Platz genommen, versetzen sie sich gegenseitig Schläge in die Magengrube. Immer so tief wie möglich und zunächst verbal, aber auch die Hemmschwelle zur physischen Tätlichkeit ist in Marius von Mayenburgs neuer Paarhöllenkomödie „Ex“ letztlich nur da, um im nächsten Moment mit Karacho …
Berliner Zeitung – 15. März 2025 – Doris Meierhenrich
Svenja Viola Bungartens „Der Liebling": Eine überspannte Farce auf der Kammerspielbühne
Satire oder Übertreibung? In der Uraufführung von „Der Liebling" fordert Regieseurin Anita Vulescia das Publikum heraus – ein Theaterabend, an dem Humor und Hysterie auf der Bühne kollidieren.
Deutschlandfunk Kultur – 14. März 2025 – André Mumot
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